Über mich und meine Motorrad-Geschichte
Mein Freiheitsdrang entwickelte sich schon sehr früh, so ungefähr mit 6 Jahren.
Man konnte es damals zwar nicht so nennen, aber zu der Zeit begann ich aktiv mein Umfeld zu erkunden.
Das führte auch schon mal dazu, dass ich durch die halbe Stadt marschiert bin, nur um meinen besten Kumpel zu besuchen.
Sehr zur Freude meines Kumpels, aber auch sehr zum Leidwesen meiner Großeltern, die mich überall gesucht und Todesängste ausgestanden hatten, weil ich nicht und nirgends aufzufinden war.....
Bescheid sagen war ja blöd.
Und so marschierte ich meistens drauf los, wenn ich einen genialen Einfall hatte...
Die Freude am Zweirad wurde geweckt, als ich mein erstes richtiges Fahrrad bekam, welches frei von Stützrädern war.
Damit ging es mit Freunden auf die ersten Touren und war für mich das Fortbewegungsmittel was es mir ermöglichte, meinen Freiheitsdrang auszuleben.
Wir fuhren über die Dörfer zu anderen Kumpels, zu Stauseen, oder Angelteichen, oder auch mal an entferntere Orte, die wir innerhalb einer Tagestour erreichen konnten.
Wiesen-, Feld- und Waldwege haben wir im Bergischen ja genug, so dass man fast nie mit dem Schwer- und Straßenverkehr in Berührung kam.
Und je älter wir Kids wurden, desto weniger wurden wir von unseren Eltern danach gefragt, wo wir sind, oder wo wir hin wollten.
Schnell war aber auch klar, dass etwas motorisiertes her musste.
Mein Vater und mein Opa waren beide begeisterte Motorradfahrer, also wollte ich es ihnen gleichtun und ebenso ein motorisiertes Zweirad besteigen.
Begonnen hat dann alles mit einer ZÜNDAPP ZR20 und viel Schrauberei.
Durch Arbeiten bei einem Kunstschmied und Gartengerätevertreiber hab ich mir meinen (damaligen) Traum zusammengespart und mein Vater (KFZ-Meister) hat mir das Schrauben beigebracht.
Das Mofa war schon alt, aber durch gute Pflege und ohne Tuning immer zuverlässig und ein Dauerläufer.
Hier lernte ich auch, dass es nicht darauf ankommt, wie toll deine Karre aussieht, wieviel Glitzerkram und BlingBling du verbaut hast, oder auch wie schnell das Moped ist, sondern dass du die Technik im Griff hast, dass alle wichtigen Komponenten zuverlässig und sauber funktionieren und dass du dich auf dein Moped verlassen kannst.
Während also andere Fuchsschwanz, Bonanzalenker und Chromleisten verbauten, fuhr ich mit einem ranzigen, aber toughen Moped durch die Gegend...
Doch auch die Reichweite des Mofas war beschränkt und mit kurz nach meinem 18 Geburtstag und dem Bestehen meiner Fahrschulprüfung erfüllte ich mir den Traum vom ersten eigenen Motorrad. Eine YAMAHA XS400SE...
Und weil mein Drang zum Fahren so groß war, ging es direkt nach Holland ans Meer. Dass es im Februar auch kalt sein könnte, realisierte ich dann erst unterwegs, aber mein Stolz sollte mich wärmen.
Zwei Monate später kam dann die erste Tour nach Ostdeutschland und der Sommer wurde mit einer Tour an die Ostseeküste versüßt....
Wann immer es die Zeit zuließ, pflanzte ich meinen Hintern auf den Sattel und erkundete meine Welt.
Der nächste Hobel wurde ein kurzer Ausflug in die Welt von SUZUKI, mit der GSX400L. Viel Chrom, viel Schwarz und dementsprechend viel zu putzen.
Aber auch dieses Baby wurde viel gefordert und musste so manches mal einen abgelegenen, groben Waldweg im Hunsrück wegstecken, Kurvenräuberei im Bergischen und der Eifel, und so manche lange Autobahnetappe.
Nach 2 Jahren intensiver Fahrerei, einem Defekt an der Lichtmaschine, und dem Wunsch nach etwas anderem, haben sich unsere Wege getrennt und so ich kam das erste mal mit meiner späteren Lieblingsbaureihe von YAMAHA in Berührung...
Da war sie nun... Mein erster Sporthobel für längere Touren mit etwas mehr Windschutz und einer geneigten Sitzposition.... YAMAHA XJ600 (51J).
Ich habe das Ding geliebt, und dies war auch die erste Lady, die von mir einen Namen bekommen hat. Aus sie hat viel mitmachen müssen, viele Kilometer haben wir zusammen unter die Reifen genommen. Mit dieser Dame schaffte ich das erste mal 20.000km im Jahr...
Irgendwann machte sich aber ein unruhiges Fahrverhalten bemerkbar, was ich zu erst auf Lenkkopf, Radlager etc. schob. Ich habe mir die Dame dann mal vorgenommen und das Resultat war eine spontane Scheidung und Beendigung unserer Beziehung.
Der Rahmen hatte einen Bruch und somit auch unsere Zweisamkeit....
Die Trauer war groß und die Sehnsucht nach der Straße ebenso.
Ich wollte wieder fahren und den Wind um die Nase spüren.
Und so kam ein Cruiser in Spiel, und eine YAMAHA XVS650 DragStar ins Haus.
Das war aber nur ein kurzes Gastspiel.
Ja, der Hobel war cool, der Auftritt war ansehnlich, aber es war kein Motorrad für mich und meine Ansprüche. Jede Kurve war von Trauer erfüllt, gefolgt vom Fußrasten-Funkenflug. Jeder noch so kleine Waldweg musste umfahren werden und am Ende betrug die Putzzeit mehr als die Fahrzeit ....
Daher musste die Gute dann auch wieder gehen.
Danach wurde das Motorradleben wieder schön...
Denn es kam die nächste Wohlfühlkiste zu mir, die YAMAHA XJ600S Diversion.
Endlich wieder Kurven räubern, Langstrecke fahren, Seeluft schnuppern und die Alpen erklimmen.
Dieses Motorrad hat mich so dermaßen angefixt, so dass ich in einem Jahr 50.000km geschafft habe. Eine geile Zeit, an die ich gerne zurück denke, denn ich habe mehr Zeit auf dem Bock verbracht, wie sonst nie wieder.
Jede freie Minute habe ich die Taschen aufgesattelt, und bin frei der Nase nach irgendwohin gefahren....
Genuss pur!
Danach wurde es wild und richtig dreckig...
Nach so vielen Straßenkilometern auf Autobahnen, Landstraßen und Wegen, wollte ich was neues Ausprobieren.
Rennstrecke war noch nie mein Ding, also sollte es ins Gelände gehen, aber richtig. Dafür holte ich mir eine YAMAHA TT600R Belgarda.
Sie war kein Hochleistungs-Crosser, aber ein solides, standfestes Geländemotorrad, was aber auch Reisetauglich war.
Somit war sie also ein guter Kompromiss für meine Ansprüche.
Nach zwei Jahren bekam jedenfalls das Zahnrad am Kickstarter Zahnausfall.
Ein einzelner Zahn setzte sich genau zwischen zwei Zahnräder und führte zur Blockade. Als ich den Motor trotz der Blockade mit Wucht antreten wollte, hat es den Motorblock der Länge nach aufgerissen....
Gefrustet habe ich die Gute dann in Einzelteilen verkauft.
Also wieder "Back to the roots" und zu dem, was mir am meisten lag.
Es kam eine neue XJ600s ins Haus, nein, eigentlich zwei.
Erst eine N, ohne Verkleidung und dann doch wieder eine mit Verkleidung.
Mittlerweile war es das Jahr 2007 und im September kam dann das, wo vor sich eigentlich jeder Biker fürchtet, mein großer Motorradunfall.
Ja, kleine Rempler hatte wohl jeder mal, blaue Flecken oder eine Zerrung blieben auch nicht aus, aber ein zusätzlichen Krankenhausaufenthalt mit mehreren Operationen möchte man gerne Vermeiden.
Leider meinte das Schicksal es etwas anders mit mir....
Da ich mittlerweile ja auch geheiratet und Nachwuchs hatte, war das der Zeitpunkt, an dem ich meine Leidenschaft überdenken konnte. Genug Zeit im Krankenhaus hatte ich ja nun. Wenn der Knirps mit 3 Jahren an deinem Krankenbett steht und dich mit großen Augen anschaut, denkt man in solcher Situation über einige Dinge etwas anders nach....
Daraus wurden dann 10 Jahre (!) Motorradpause...
Ich habe die Zeit mit der Familie sehr genossen, und war froh um jeden Moment.
Aber eigentlich jedes Frühjahr spürte ich dieses Kribbeln in den Fingern, lauschte gierig jedem Motorrad hinterher und bekam regelrechte Entzugserscheinungen, wenn das Wetter gut war. Ich versuchte es mit Radfahren zu kompensieren...
ohne Erfolg...
Aber dann, im August 2017, meldete sich das Schicksal wieder und präsentierte sich als "meine Neue". Ich glaube, meine Frau war meine Nerverei einfach satt.
Also zog "Sie" bei uns ein... eine YAMAHA XJ900S Diversion, mein Wunschmoped, seit dem sie auf den Markt gekommen war.
"Erna" ist meine treue Begleiterin, und wir werden noch viele Touren zusammen erleben... und es heißt ja auch:
....bis dass der TÜV euch scheidet....
Aber der Trend geht ja bekanntlich zum Zweit- oder Drittmoped.
Da ich mit der Erna natürlich auch noch viel vor habe, wird bald mal eine komplette Revision fällig.
Und damit ich den Weg zur Arbeit und die dann folgende Feierabendrunde auch ordentlich genießen kann, kam im Februar 2022 nun die Berta in die Garage.
Auch ein Motorrad, was ich immer schon haben wollte. Der Motor macht einfach Laune, die Sitzposition ist noch angenehmer und das Fahren macht richtig Spaß.
Auch die Berta ist Baujahr 2000. Was mich wieder vor die nächste Entscheidung bringt, mit welchem Bock ich nun wirklich nach Japan fahren werde.
Denn beide sind dazu gleichberechtigt.
Langeilig wird es auf jeden Fall nicht....